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Kinder auf Taxifahrt in Abu Dhabi – ohne Kindersitz?

Ich werde häufiger gefragt, ob die Taxis in Abu Dhabi mit Kindersitzen ausgerüstet seien und falls nicht, was Eltern tun können, um samt Nachwuchs trotzdem sicher herumzukommen. Eure Situationen waren dabei ganz unterschiedlich: Manche hatten ein 8 Monate altes Baby und wollten nur die Fahrt vom Flughafen zum Hotel bestreiten. Andere reisten mit einem 2,5 Jahre alten Kind und wollten auch ein bisschen Sightseeing machen.

Zugegeben: Weil ich dem Problem noch nicht gegenüberstand, wie man ein Baby oder Kleinkind in Abu Dhabi am sichersten mit dem Taxi transportiert, musste ich erst ein bisschen recherchieren. Aber das Thema ist wichtig und interessant und ich meine, ich habe ich bei meiner Recherche ein paar Lösungswege inkl. Alternativen gefunden, die für manche Eltern sicher hilfreich sind. Los geht’s!

Der lange Kampf um sicheres Autofahren für Kinder in den VAE

Fakt ist, dass die Vereinigten Arabischen Emirate eine der höchsten Verkehrsunfallraten der Welt haben; Hauptursache ist zu schnelles und rücksichtsloses Fahren. Als wenn das nicht schon schlimm genug wäre, war noch im März 2013 in den Gulfnews zu lesen, dass rund 90 % der Kinder in den Vereinigten Arabischen Emiraten nicht angeschnallt im Auto fahren. Inzwischen (Stand 2019) sind es „nur“ noch 34 %, was aber immer noch bedenklich ist, da nach wie vor fast 70 Prozent der Todesfälle schwerverletzter Kinder durch Verkehrsunfälle verursacht werden.

Kindersitzpflicht in den Emiraten – ein weiter Weg

Während es in Dubai seit 2011 schon entsprechende Gesetze, gibt, war die Gesetzeslage in Abu Dhabi auch 2013 noch nicht so weit. Die Verantwortlichen im Innenministerium arbeiteten zwar unter Hochdruck an Vorschlägen, das Verkehrsrecht für alle Emirate zu aktualisieren, allerdings hieß es 2014 noch, dass der Durchbruch frühestens 2015 zu erwarten sei. Die Zielgebung: Kindersitze sollen künftig überall in den VAE obligatorisch sein!

Im Mai 2016 war man jedoch noch immer nicht weiter und die Zeitung „The National“ schrieb wieder „nur“ von der Wichtigkeit des Themas und der Hoffnung der Befürworter. Neben solchen Zeitungsartikeln gab es immer wieder auch landesweite Werbekampagnen, um die Eltern für das Thema zu sensibilisieren und sie auch ohne gültiges Gesetz zum Handeln anzuregen. Es musste 2017 werden, um den Durchbruch zu erlangen!

Umfassendes Gurt-Gesetz endlich in Kraft!

Am 1. Juli 2017 war es dann endlich soweit: Die Emirate führten das „holistic seat belt law“. Dieses besagt, dass ab sofort jeder Fahrgast mit einem eigenen Gurt angeschnallt sein und jedes Kind einen passenden Kindersitz haben muss. Bei Zuwiderhandlung wird ein Bußgeld verhängt.

Wie nötig dieses Gesetz ist, wird einem schlagartig klar, wenn man als Verkehrsteilnehmer in Dubai und Abu Dhabi mal genauer hinsieht. Ich zumindest konnte währen meiner vielen Reisen immer wieder Kinder beobachten, die während der Fahrt unangeschnallt auf den Rücksitzen herumtobten oder sich gar sich weit aus dem Fenster lehnten. Auch Erwachsene sind manchmal nicht angeschnallt – und hier kann man noch nicht mal sagen, dass alle diese Entscheidung selber tragen. Zum Beispiel fürchte ich, dass es in einigen der klapprigen Arbeiter-Busse für die Fahrgäste gar keine Möglichkeit gibt, sich anzuschnallen.

Im Laufe der Zeit wurden solche Beobachtungen glücklicherweise weniger, aber noch scheint die Dringlichkeit der Sache nicht in allen Köpfen angekommen. So ist in Interviews mit Eltern zu lesen, dass sie nun wie vom Gesetz verlangt zwar einen Kindersitz besorgt haben, die Kinder aber dennoch dann und wann abschnallen, wenn sie unruhig werden und nicht mehr stillsitzen möchten.

Kindersitze im Taxi

Nun, da das Gesetz sich zur Kindersitz- und Gurtpflicht klar positioniert hat, zeigt sich aber, dass es trotzdem noch offene Fragen gibt. Nämlich dann, wenn es um das Thema Taxi geht. Taxifahren ist in Abu Dhabi eine der gängigsten Methoden, sich von A nach B zu bewegen, denn der öffentliche Nahverkehr ist nicht besonders gut ausgebaut und die Tarife sind sehr preiswert. Jedoch: Stand 2017 gab es in Abu Dhabi nur 150 Taxis, die mit entsprechenden Sitzvorrichtungen für Kinder ausgestattet waren.

Sitze nicht flottenübergreifend vorhanden

Taxis, die passende Kindervorrichtungen haben, zählen in der Regel zu den sog. Familiy-Taxis (silberfarbene Toyota Innova), die ausschließlich von Frauen gesteuert werden! Diese sind durch einen Anruf beim TransAD Call-Center unter der Nummer 600535353 zu buchen. Da aber immer noch nicht alle Familientaxis derart mit Sitzen ausgestattet sind und diese weniger zahlreich sind als herkömmliche Taxis, kann die Bestellung eines solchen Taxis längere Wartezeiten als gewöhnlich nach sich ziehen.

Damit wären die zwei wichtigsten Probleme auch schon genannt: Die Fahrzeuge mit Kindersitzen machen gerade mal 2 % der gesamten Flotte aus und das Buchen muss vorab über das Callcenter erledigt werden. Beides Faktoren, die eine Taxifahrt mit Kindern zur Geduldsprobe machen können. Was, wenn das gebuchte Taxi nicht kommt? Was, wenn man aus einem unvorhergesehenen Grund spontan eine Fahrt braucht? Normalerweise winkt man sich in Abu Dhabi nämlich wie in Hollywoodfilmen einfach einen Wagen von der Straße heran.

Diese Fragen müssen sich wenigstens Ankömmlinge am Flughafen von Abu Dhabi nicht stellen. Für sie gibt es gute Nachrichten: In den Airport-Taxis haben die Fahrer die Möglichkeit, rasch einen Kindersitz zu installieren, wenn dies von den Fahrgästen gewünscht wird. Gemeint sind die sog. Luxury-Airport-Taxis (schwarze Mercedes-Vans) die an allen Terminals zur Verfügung stehen.

Kindersicherheit im Taxi als rechtliche Grauzone?

Was also tun? Klar ist, dass man sich nicht darauf verlassen sollte, immer nach Wunsch ein Taxi mit Kindersitz zu bekommen. Ob man nun gegen das Gesetz handelt, wenn man die Kinder auf dem Rücksitz ohne spezielle Sitzvorrichtung anschnallt oder ob das geduldet wird, ist mir aktuell nicht ganz klar.

Denn während das Department of Municipal Affairs and Transport’s Integrated Transport Centre (ITC) in den Gulf News erklärt hat, dass man das Kind – sofern ein Kindersitz im Taxi nicht verfügbar sei – auf dem Rücksitz anschnallen solle, spricht die offizielle Webseite des Departments Of Transport im sog. „Road User Code für Abu Dhabi“ eine andere Sprache. Dort wird nämlich auf Seite 47 beim Thema Taxi die Sicherheitsverantwortung den Eltern übertragen:

It is mandatory for passengers to ensure that any children under 12 months are secured in an approved child restraint

road User Code For Abu Dhabi Emirate

Aber egal, ob die Taxifahrt ohne passenden Kindersitz geduldet wird: Viele Eltern möchten gar nicht, dass das Kind auch nur eine einzige kurze Strecke mit dem Sicherheitsrisiko unterwegs ist, das ein fehlender Sitz birgt. Also müssen Abu-Dhabi-Urlauber zur Sicherheit eigene Vorkehrungen treffen.

Taxifahren mit Kindern in Abu Dhabi: Best Practises

Der Duktus ist klar: Geht nicht davon aus, dass Ihr in normalen Taxis Kindersitze oder Polster zur Sitzerhöhung bekommt. Und trefft Vorkehrungen für den Fall, dass kein Familiy-Taxi verfügbar ist! Auch wenn inzwischen entsprechende Gesetze erlassen wurden bzw. die Wichtigkeit der Thematik im Bewusstsein der Bevölkerung langsam ankommt, ist wird die Versorgungslage bei den Taxiunternehmen immer noch lückenhaft.

Nachdem ich nun viel recherchiert und mich mit Eltern ausgetauscht habe, bleiben meiner Meinung nach folgende Möglichkeiten, um kleine Kinder auf Entdeckungsfahrt rund um Abu Dhabi in Taxis zu sichern:

4 Ideen für maximale Flexibilität

  • Den eigenen Kindersitz aus Deutschland mitbringen. Bitte vorher bei der Fluggesellschaft informieren, ob man ihn auf dem Flugzeugsitz verwenden darf, damit man den Sitz nicht extra als Gepäckstück aufgeben muss.
  • Das Hotel anschreiben. Manche Häuser habe eine eigene Fahrzeugflotte mit unterschiedlicher Ausstattung. Das ist natürlich teurer als die Taxifahrt mit einem öffentlichen Taxi. Aber wer weiß, vielleicht ergibt sich sogar die Gelegenheit, einen Sitz tageweise zu mieten?
  • Bei einem lokalen Auto-Verleiher anfragen, ob es möglich sei, nur einen Sitz auszuleihen bzw. diesen nach der Rückgabe des Mietwagens noch etwas länger zu behalten.
  • Einen Sitz oder eine Babyschale mieten, zum Beispiel bei Rentacrib.ae. Die liefern die sogar die gemietete Ware zu einer Wunschadresse in Abu Dhabi.

All diese Möglichkeiten haben aber einen entscheidenden Haken: Man muss am Ziel immer den Kindersitz rumschleppen, egal, ob es abends ins Restaurant geht oder tagsüber zum Sightseeing. Keine schöne Vorstellung, vor allem bei der Hitze! Wie lauten hier die Alternativen?

7 Ideen ohne Schlepperei

  • Wie oben beschrieben Airport- und Family-Taxis nutzen.
  • Private Chauffeur-Unternehmen anmailen und die Lage bezüglich eines Kindersitz-Services checken. Sollte es wirklich Taxi-Limos geben, die gut für Kinder jeden Alters ausgestattet sind, wären ja Preise interessant und auch die Frage, wie wahrscheinlich es ist, schnell und unkompliziert an so ein Fahrzeug zu kommen.
  • Einen aufblasbaren Kindersitz kaufen (danke für diesen Tipp, Katrin!). Dieser ist zwar bei weitem nicht so sicher wie ein richtiger Kindersitz, aber sicher besser als gar kein Schutz. Angekommen am Ziel wird einfach die Luft herausgelassen und der Sitz zusammengefaltet in einer Tasche verstaut.
  • Einen zum Kindersitz umfunktionierbaren Kinderrucksack kaufen. Auch hier ist die Devise: So reist der Nachwuchs sicherer als ganz ohne Sitzerhöhung.
  • Ganz auf Taxis verzichten und nur mit einem eigenen Mietwagen herumfahren, den man direkt mit Kindersitz anmietet.
  • Ergänzend zum Taxi oder ausschließlich (je nach Geldbeutel) Transportnetzwerke wie Careem.ae nutzen. Wie bei Personenbeförderungsdiensten wie Uber bucht man hier eine sofortige oder zukünftige Fahrt bequem über die Careem-App. Fahrzeuge mit Kindersitz werden eigens angepriesen.
  • Mit öffentlichen Verkehrsmitteln wie dem Bus fahren. Man muss sich zwar erst einmal mit dem Liniennetz vertraut machen, aber diese Variante punktet aus zwei Gründen: Zum einen finden viele Kinder Busfahren spannend und zum anderen kostet das fast nichts. Eine Kampagne in Dubai experimentierte sogar mit fest installierten Kindersitzen in Bussen, was daraus geworden ist, ist mir nicht bekannt. In Dubai kommt man aber ohnehin auch ohne Bus super herum, wenn man die Metro nutzt.

Und nun bin ich gespannt auf Euren Input … Was sind Eure Erfahrungen diesbezüglich? Wie seid Ihr mit Euren Kids in Abu Dhabi beim Taxifahren zurechtgekommen?

Reisen mit Minderjährigen ohne Erziehungsberechtigung

Leserfrage: Abu Dhabi mit volljähriger Begleitung, aber ohne Eltern?

Hallo Sarah, ich hätte mal ne Frage an dich! Meine 17-jährige Tochter möchte mit mir (51 Jahre) im Sommer einen Kurztrip nach Abu Dhabi machen! Gerne würde meine Tochter ihre gleichaltrige Freundin mitnehmen. Nun habe ich gelesen, dass bei Personen unter 21 Jahren mindestens EIN Elternteil dabei sein muss! Nun weiß ich nicht, ob meine Tochter ihre Freundin mitnehmen kann, da ich ja NICHT der Erziehungsberechtigte von der Freundin meiner Tochter bin! Kannst du mir da evtl. weiter helfen?

Meine Antwort:

Ich würde Dir raten, dass Du das Hotel per Mail kontaktierst, in dem Ihr wohnen möchtet und fragst, ob es ok ist, wenn Ihr in dieser Konstellation eincheckt. Denn erstens ist nicht jedes Hotel so streng und zweitens ist es manchmal ja auch so, dass ein Mitreisender lediglich das Erwachsenenalter haben, aber kein Elternteil sein muss.

Auch wenn man Dir dann grünes Licht gibt, könntest Du, wenn Du richtig auf Nummer sicher gehen möchtest, die Eltern des Mädels bitten, dass sie Dir eine kurze (wenn möglich beglaubigte) Einverständniserklärung auf Englisch schreiben und ihre Personalausweise dazu kopieren. Ich habe so etwas schon in diversen Reederei-Infos als Empfehlung für Minderjährige gelesen, die ohne Eltern (z.B. mit den Großeltern) auf Kreuzfahrt gehen und halte das auch bei Reisen auf dem Festland oder via Flugverkehr für eine gute Möglichkeit, um Missverständnisse zu vermeiden. :-)