Al Ain

Al Ain – die „Gartenstadt“ in der Wüste Abu Dhabis

Von Abu Dhabi City aus führt eine vierspurige Schnellstraße durch die Wüste in die Oasenstadt Al Ain. Die zweitgrößte Stadt des Emirats begrüßt ihre Besucher mit einer überdimensionalen Kaffeekanne, die auf einem der ersten Roundabouts der Emirates Street steht. Spontane Touristen werden von braunen Hinweisschildern entlang dieser Straße zu den beliebtesten Sehenswürdigkeiten der Universitätsstadt Al Ain geleitet.

Die Dattelpalmen Al Ains wachsen in Gärten mit traditionellem Bewässerungssystem.
Einsamer Palmengartenweg

Bekannt ist Al Ain vor allem für seine Gärten. Wobei hier natürlich immer direkt mit daran gedacht werden muss, dass wir uns mitten in der Wüste befinden. Beispielsweise können Interessierte die schattige und labyrinthartige Palmengartenanlage inmitten der Stadt besuchen, in der sich über die Gartenmauern hinweg das alte Bewässerungssystem bewundern lässt. Jede der Parzellen, in der Dattelpalmen und andere Kulturpflanzen gedeihen, ist von vielen Kanälen durchzogen, die von Zeit zu Zeit mit Brunnenwasser geflutet werden. Es ist fast ein bisschen unheimlich, durch diese Anlage zu wandeln, weil man unter Umständen keiner Menschenseele begegnet, aber interessant ist es allemal, zu sehen, wie eine Oase eigentlich bewässert wird.

Eine weitere – allerdings öffentliche – Gartenanlage heißt Al Ain Paradise Garden. Diese besteht aus tausenden von hängenden Blumenkästen, ein Arrangement wie es so einzigartig auf dieser Welt ist, dass der Eintrag ins Guinness Buch nicht lange auf sich warten ließ. Leider ist die Anlage momentan geschlossen (Stand: Dezember 2016) und es ist unklar, ob und wann sie wieder für Publikum zugänglich gemacht wird. In der Zwischenzeit könnten sich Interessierte mit einem Besuch des relativ neuen „Dubai Miracle Garden“ in Dubai trösten. Die heimische Fauna hingegen lässt sich im Zoo von Al Ain nach wie vor bewundern, der als der größte des Mittleren Ostens gilt. Hier wird unter anderem die seltene Oryx-Antilope gezüchtet. Dieser Hinweis jedoch nur am Rande, denn ich selbst bin in diesem Zoo noch nicht gewesen, zu groß ist meine Sorge, dass die Standards rund um die Tierhaltung frappierend von meinen Idealvorstellungen abweichen.

Luxus in schroffen Gebirgsformationen: Rast auf dem Jebel Hafeet

Der Jebel Hafeet im Hajar Gebirge - eine faszinierend lebensfeindliche Umgebung.
Diesige Aussicht auf die Felsen

Wer nach Al Ain kommt, sollte unbedingt den Jebel Hafeet besuchen. Dabei handelt es sich um einen Ausläufer des kargen Hajar-Gebirges, der wie ein Monolith aus dem Wüstenboden ragt. Etwa 20 Kilometer vom Stadtkern Al Ain entfernt, ist der 1.240 Meter hohe Berg schnell erreicht. Es ist ein wahres Erlebnis, die steile, aber verkehrssichere Serpentinenstraße hinaufzufahren und von den Parkbuchten aus den atemberaubenden Ausblick über die sich unten ausbreitende Wüstenstadt zu genießen.

Nach etwa 13 Kilometern Fahrt erreicht man den Gipfel des Berges, auf dem sich ein 5-Sterne-Hotel der Mercure-Kette befindet. Einst war das Gebäude das Gästehaus von Scheich Khalifa Bin Zayed Al Nahyan Seine Umrisse gleichen der Form eines fliegenden Falken, was jedoch aus der Luft am besten zu erkennen sein mag. Dadurch dass das Hotel direkt am Abgrund erbaut ist, hat man bei klarem Wetter die perfekte Sicht auf überaus bizarre Felsformationen. In einem der Hotelcafés bzw. der Bar kann man bei Bedarf eine Erfrischung zu sich nehmen und auf Wunsch auch eine Sheesha rauchen – ein anderes Café oder einen Kiosk gibt es nicht.

Einkaufen auf traditionellen Souks in Al Ain

Verglichen mit Abu Dhabi wirkt Al Ain geradezu verschlafen bzw. je nach Jahreszeit, Wochentag und Uhrzeit sogar wie ausgestorben. Bitte behaltet das im Hinterkopf; es kann ein wenig verstörend sein, wenn man an einigen Orten wie dem oben beschriebenen Palmengarten der einzige Tourist bzw. Besucher überhaupt ist und sich unwillkürlich zu fragen beginnt, ob man überhaupt richtig ist. Doch gibt hier dafür eher noch die Möglichkeit, auf einem mehr oder weniger unverfälschtem Souk ohne touristischen Pomp einzukaufen.

Jedoch möchte ich auch hier „warnen“: Dadurch, dass es hier (noch?) nicht so viele Touristen gibt, kann es gut sein, dass man unter Umständen wie ein bunter Hund angestarrt wird bzw. allerlei Kontaktaufnahmeversuchen von geschäftstüchtig-listigen Händlern ausgesetzt ist. Das muss man abkönnen – für mich ist das nichts. Mir persönlich reichen schon die durch die Touristenmassen gerade zu lustlos wirkenden und schnell abklingenden Ansprachen der Händler auf den Souks von Dubai… Bevor wir nun zu den Souks selbst kommen hier noch ein Hinweis: Am meisten los ist in der Regel morgens und abends, denn in der Mittags- und Nachmittagshitze ziehen sich einige Standbesitzer gern zurück:

  • Al Ain Souk: Wird auch der alte Souk genannt; es handelt sich um einen klassischen Freiluftmarkt mit typischem Flair, fern von den klimatisierten, glitzernden Souk-Nachbauten in Abu Dhabi City. Gelegen an der Zayed Bin Sultan Street.
  • Al Bawadi Souk: Über 50 Geschäfte mit eher traditionellen Waren und Souvenirs, direkt in der großen Bawadi Mall angesiedelt.
  • Al Zafarana Souk: Hier gibt es Gewürze, traditionelle Bekleidung, Räucherwaren und Hausrat wie die berühmten arabischen Kaffeekannen zu kaufen. Eine Ecke des Marktes ist Frauen vorbehalten. Zu finden ist der Markt neben der Al Jimi Mall und geöffnet ist er von 10-13 Uhr und nochmal von 20-0 Uhr.
  • Camel Souk: Wie der Name schon sagt, wird hier mit Kamelen gehandelt. Der Eintrittspreis liegt bei AED 30; geöffnet ist der Markt von 6-19 Uhr.

Gerade zu dem Kamel-Souk noch ein paar Worte: Ich selbst möchte dort nicht hin, denn ich fürchte einfach, dass mir der Umgang, welchen die Händler dort mit der „Ware Tier“ pflegen, missfällt. Bin da halt einfach empfindlich. Doch habe ich von einer Leserin ein interesssantes Feedback erhalten, das ich Euch nicht vorenthalten möchte. Sie war mit einer Freundin dort und hat sich sehr unwohl gefühlt, weil sie trotz korrekter Bekleidung nur angestarrt wurde und ständig Zurufen und Gestiken ausgesetzt war. Bei Tripadvisor und Google liest man überdies in den Bewertungen, dass die Händler dort nicht zimperlich sind und sich zuerst einfach nur hilfsbereit und freundlich geben und anschließend die Hand aufhalten (zum Beispiel für das Zeigen eines Baby-Kamels). Einige Frauen wurden sogar gegen ihren Willen berührt. So ein Verhalten den Urlaubern gegenüber ist in Abu Dhabi City und auch in Dubai unvorstellbar und man merkt daran einfach, dass der Umgang mit Tourismus in Al Ain noch nicht besonders fortgeschritten ist. Ich nehme einfach mal an, dass unter den Viehhändlern einige kaum gebildete, gelangweilte und zudem altmodisch denkende Personen sind, die es dann eben auch nicht fassen können, wenn alleinreisende Frauen auftauchen.

Nun bin ich neugierig: Hat hier jemand ähnliche oder andere Erfahrungen gemacht?

Sarah
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